Geimpft werden konnte beispielsweise gegen das Polio-Virus. Das Polio-Virus ist Auslöser der gefürchteten Kinderlähmung. Viele Menschen erhielten damals auch eine Pocken-Impfung. Die Pocken-Impfung müssen unsere Kinder heute nicht mehr erhalten, da Pocken als weltweit ausgerottet gelten.
Auch Erkrankungen wie Keuchhusten, Diphtherie und Starkrampf haben ihren Schrecken verloren. Anfang der 1970-er Jahre wurde ein Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln zugelassen. Seit diesem Zeitpunkt sind auch die schweren Fälle dieser Erkrankungen zurückgegangen.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden die Impfstoffe weiter verbessert, allerdings erfahren Impfungen heute keinen uneingeschränkten Zuspruch mehr. Vielmehr fragen sich Eltern, ob die Impfungen überhaupt notwendig sind und mit welchen Nebenwirkungen zu rechnen ist.
Häufig spaltet sie die Elterngemeinschaft in zwei Lager: Es gibt die Impfgegner und die Impfbefürworter und dieses Thema löst heftige Diskussionen aus.
Woher kommt die grosse Skepsis gegenüber dem Thema Impfen?
Eine Ursache für die Skepsis gegenüber diesem Thema kann darin begründet liegen, dass wir mit den gefürchteten Krankheiten Keuchhusten, Diphtherie und Kinderlähmung heute fast nicht mehr in Berührung kommen.
Vor einigen Jahrzehnten erlebte man in der eigenen Familie oder im näheren Umfeld, wie Menschen beispielsweise an Kinderlähmung erkrankten, daran starben oder für immer Schäden davontrugen. Die Erkrankung und ihre Folgen waren präsent im Alltag. Heute wissen wir nicht mehr um dieses grosse Risiko oder verdrängen es. Auch Röteln, Masern, Mumps oder Wundstarrkrampf hat kaum jemand am eigenen Leib erfahren. Die Risiken wirken überschaubar. Dies lässt viele von uns denken, dass der Impfschutz überflüssig ist.
Hier sollten Mütter und Väter mit ihrem Kinderarzt sprechen und ihre Überlegungen äussern.
Ein weiterer Grund für die grosse Skepsis sind die Nebenwirkungen, welche durch Impfstoffe ausgelöst werden können. Hier geben Experten zu bedenken, dass die Risiken einen Schaden durch einen Impfstoff zu erleiden wesentlich geringer sind, als das Risiko irreparable Schäden durch Erkrankungen wie Masern davonzutragen. Infolge einer Infektion mit dem Masernvirus kann es beispielsweise zu einer Hirnhautentzündung kommen. Gerade die Gesundheit von Babys, ist durch eine Infektion stark gefährdet.
Auch wenn viele Ärzte das Risiko einer gefährlichen Impfreaktion als vergleichsweise gering einschätzen, kann ein einziger solcher Fall das Vertrauen in Impfstoffe erschüttern. Mögliche Impfschäden seien beispielsweise Entwicklungsstörungen wie Autismus. Mütter und Väter möchten ihre Kinder in erster Linie schützen und haben grosse Angst, dass bei ihrem Kind ein Impfschaden auftreten könnte.
Kulturelle Gründe
Es gibt auch ideologische und kulturelle Gründe für die in vielen Familien herrschende Impfskepsis. So möchten viele Eltern ihre Kinder möglichst nur mit natürlichen Mitteln behandeln und ziehen die Homöopathie der klassischen Schulmedizin vor. Der Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann, soll zumindest der Einführung des Impfstoffs gegen Pocken positiv gegenüber gestanden haben. Einige homöopathisch orientierte Ärzte empfehlen zumindest die Grundimmunisierung, die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfohlen wird.
Verstärkt wird die Impfskepsis zusätzlich durch die eingeschränkte Wahlfreiheit. Viele Impfstoffe werden nur als Kombinationspräparate angeboten. Möchte man einen bestimmten Impfstoff ausschliessen, so ist das oftmals nicht oder kaum möglich. Eltern fühlen sich gezwungen und entmündigt. Würde man Eltern den Entscheid für oder gegen eine bestimmte Schutzimpfung überlassen und könne man sich einer freien Beratung sicher sein, würde der Widerstand möglicherweise wieder sinken.
Allerdings könnte diese Freiheit auch den Nachteil haben, dass sich Familien nicht mehr für alle empfohlenen Impfungen entscheiden. Eine solche Wahlfreiheit hätte in unserer modernen, globalisierten Welt Auswirkungen auf alle. Krankheiten, die hierzulande vergleichsweise gut behandel- und kontrollierbar sind, könnten in anderen Ländern grossen Schaden anrichten.
Die Antwort auf die Frage, ob man sein Kind impfen lassen soll oder nicht, kann also nicht für alle eindeutig beantwortet werden. Eltern müssen zu einer eigenen Lösung kommen und sich Entscheidungshilfe von ihrem Arzt holen.
Welche Gründe sprechen für das Impfen?
In der Schweiz gibt es keine Impfpflicht. Das heisst, die Entscheidung für oder gegen Schutzimpfungen liegt allein bei den Eltern. Viele Schweizer Eltern sehen es jedoch als sinnvoll an, ihr Kind gegen Infektionskrankheiten impfen zu lassen. Hier orientieren sich Eltern und Kinderärzte am Impfplan der BAG.
Impfungen sind das wirkungsvollste Werkzeug, um ein Kind vor schweren Infektionskrankheiten und deren möglichen Folgen zu schützen. Der Impfstoff imitiert eine Ansteckung, ruft eine Immunreaktion hervor und sorgt damit in vielen Fällen für Immunität. Bei den von der BAG empfohlenen Basisimpfungen für Kinder liegt die Erfolgsrate bei 90 %. Das bedeutet, dass es bei einem kleinen Teil trotz Schutzimpfung zur Ansteckung kommen kann. In der Praxis kommt dies jedoch nur sehr selten vor.
Impfungen werden in der Schweiz nur dann empfohlen, wenn deren Schutzwirkung vor ansteckenden Krankheiten die möglichen Komplikationen um ein Vielfaches übersteigt. Es gibt immer noch Fälle in der Schweiz, in denen Kinderkrankheiten zu schweren Folgen führen, weil kein oder ein nicht ausreichender Impfschutz besteht.
Gleichzeitig schützen Impfungen nicht nur das eigene Kind, sondern die ganze Gesellschaft.
Die Kosten werden zumindest für die empfohlenen Impfungen von der obligatorischen Krankenversicherung übernommen. Franchise und Selbstbehalt müssen berücksichtigt werden. In der Schweiz können Sie heute zusätzlich zum Impfausweis oder anstelle des Impfausweises aus Papier elektronische Dossiers nutzen. Hier werden alle erfolgten Impfungen dokumentiert.
Was spricht gegen das Impfen?
Es gibt einige Gründe, die zumindest zeitweise gegen das Verabreichen eines Impfstoffs sprechen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt vor der Schutzimpfung und teilen Sie ihm mit, wenn:
- das Kind gerade ein Medikament nimmt.
- sich unwohl fühlt.
- nach einer Schutzimpfung Impfreaktionen aufgetreten sind.
- das Kind Allergien hat und es bereits schwerwiegende allergische Reaktionen gezeigt hat.
- unter einer Immunschwäche leidet.
- das Kind HIV-positiv ist.
Es gibt nur wenige Gründe, die dafür sprechen, auf Schutzimpfungen ganz oder teilweise zu verzichten. Eltern fühlen sich durch die zahlreichen Aussagen rund um Impfschäden oftmals verunsichert und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Besprechen Sie Ihre Sorgen und Ängste immer mit dem Arzt oder der Ärztin Ihres Vertrauens und lassen Sie vor der Schutzimpfung die notwendigen Untersuchungen durchführen.
Wollen Sie sich bei einem Kinderarzt oder einer Kinderärztin über das Thema Impfen informieren? Finden Sie für Ihr Kind gleich hier eine Praxis in Ihrer Nähe.